Die 1950er Jahre Die Jahre des Wiederaufbaus

Nach Kriegsende waren von den ursprünglich in Koblenz existierenden 25.635 Wohnungen noch gerade 10.000 bewohnbar, die zum Teil stark beschädigt wenigstens ein Dach über dem Kopf boten. Nur 1.500 Wohnungen hatte der Bombenkrieg verschont. Auch das Kammergebäude in der Rizzastraße war komplett zerstört und wurde Anfang der 1950er Jahre von Grund auf neugebaut. Die Zentrale im Friedrich-Ebert-Ring war zu 65 Prozent beschädigt, konnte aber 1950 wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen. Koblenz war zu diesem Zeitpunkt noch Sitz der rheinland-pfälzischen Landesregierung.

Die 1950er Jahre
Helke Stiebel (Archiv Karl und Manfred Stiebel)
Werbung der Koblenzer Firma Lenz für Gas- und Elektroherde, 1950er Jahre

Zur Vollversammlung informierte Hauptgeschäftsführer Rudolf Camphausen am 20. April 1950 die Mitglieder über 24.526 Mitgliedsbetriebe, was einem Plus von rund 400 Betrieben in den ersten vier Monaten des Jahres entspricht. In ihnen arbeiten mehr als 60.000 Beschäftigte und werden 12.000 Lehrlinge ausgebildet. 380 Millionen Mark Gesamtumsatz werden durch das Handwerk im nördlichen Rheinland-Pfalz erwirtschaftet. Im Kammerbezirk gibt es außerdem 328 Innungen. Vorausgegangen war eine Entscheidung des Handwerks, die Pflichtmitgliedschaft in Innungen ins neue Handwerksrecht aufzunehmen. Bundesweit werden 1950 886.500 Unternehmen mit rund 3 Millionen Beschäftigten gezählt, die ein Vollhandwerk ausüben.

Meisterkurse wurden 1950 unter anderem im Gerber-, Handschuhmacher-, Vulkaniseur oder Buchbinderhandwerk bei der HwK Koblenz durchgeführt.

Im Gegensatz zu den Handwerkskammern Trier und Kaiserslautern verlegte die Koblenzer Kammer ihre Feier zum 50-jährigen Jubiläum auf das Jahr 1951. Die Handwerkskammer Rheinhessen mit Sitz in Mainz war erst 1945 gegründet worden und damit die jüngste Kammer im Land.

Und so wurde erst am 17. Februar 1951 mit Verspätung das 50-jährige Bestehen der Handwerkskammer Koblenz im Koblenzer Stadttheater gefeiert. Festredner war Ministerpräsident Peter Altmeier, der das halbe Jahrhundert mit seinen zwei Weltkriegen, Besatzungszeiten und einer Weltwirtschaftskrise in den richtigen Kontext stellte, dabei das Handwerk herausstellte als unermüdlichen Motor für Wirtschaftskraft und Wiederaufbau.

Für Stehvermögen sprechen auch die Zahlen einer Handwerkszählung zum Jahreswechsel 1950: von den rund 865.000 Handwerksbetrieben Westdeutschlands bestehen 50.000 länger als 100 Jahre und 150.000 mehr als 50 Jahre.

Als wirtschaftliche Störfaktoren werden durch das Koblenzer Handwerk Steuerüberlastungen, Kreditristrektionen gegenüber Handwerksbetrieben und eine zunehmende Geldknappheit genannt.