Die 1940er jahre 1940: Handwerk unterm Hakenkreuz

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden einige gravierende Änderungen in der Handwerksorganisation vorgenommen. Gesetze regelten eine Gleichschaltung und Umgestaltung im Sinne des NS-Regimes. Ein „Reichshandwerksmeister“ führte den „Reichsstand des Deutschen Handwerks“, die Handwerkskammern wurden in der dieser Struktur an dritter Stelle geführt. Jegliche Selbstverwaltung war verschwunden; die „Führer“ entschieden von oben nach unten. Das demokratische System der Handwerkskammern war damit ausgehebelt. Auf regionaler Ebene standen Handwerkskammern und Handelskammern unter dem Dach der „Wirtschaftskammern“, 1942/43 folgte der Zusammenschluss von Handwerks- und Handelskammern zu fünf „Gauwirtschaftskammern“ entsprechend der Gauverwaltung der NSDAP. Kreishandwerkerschaften und Innungen verloren ihren öffentlich-rechtlichen Status. Damit wurden die letzten Reste überfachlicher wie fachlicher Eigenorganisation des Handwerks weitestgehend beseitigt.

Die 1940er jahre
Stadtarchiv Koblenz
Der ehemalige Kaiser-Wilhelm-Ring nach einem Bombenangriff

Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 sollte sich bald auch auf das Handwerk im Koblenzer Kammerbezirk auswirken. Denn zum einen wurde in vielen Betrieben auf Kriegswirtschaft umgestellt, zum anderen auch Handwerker zum Dienst an der Waffe eingezogen. In der Folge ging die Zahl der Handwerksbetriebe zurück auf rund 19.000 (1936: 21.314 / 1942: 17.481 Eintragungen). Fast jeder fünfte Betrieb wurde außerdem als „ruhend“ gemeldet. Somit waren nur noch rund 15.200 Betriebe wirklich aktiv. Bald griff auch eine Materialknappheit um sich und Rohstoffe wurden sanktioniert zugeteilt.

Die Handwerkskammer Koblenz verfügte zu dieser Zeit über 28 Mitarbeiter, darunter sechs Beamte (davon drei NSDAP-Mitglieder) und 22 Angestellte (zwei NSDAP-Mitglieder). Mit dem Aufbau von Ausbildungsschulen des Deutschen Beamtenwirtschaftsbundes (NS-Gauschulen) wurde das Erholungsheim des Handwerks bei Traben-Trarbach, an dem auch die Handwerkskammer Koblenz beteiligt war, geschlossen und als Gauschule des Amtes für Beamte genutzt. Die sogenannte „Gauwirtschaftskammerverordnung“ 1942 sowie ein Erlass des Reichswirtschaftsministers vom 16. Dezember 1942 beendeten schließlich nach 43 Jahren die Arbeit der Handwerkskammern. Sie wurden zum 1. Januar 1943 aufgelöst. Damit hörte die Handwerkskammer Koblenz als Selbstverwaltungsorganisation des Handwerks auf zu existieren. Sie wurde erst nach Kriegsende mit der Auflösung der Gauwirtschaftskammern zum 30. Juni 1945 „wiederbelebt“. Mit einer Neuordnung von Gebieten wechselten der Ober- und Unterwesterwald, die Region Unterlahn sowie St. Goarshausen von der Handwerkskammer Wiesbaden nach Koblenz – was Auswirkungen auf die Mitgliedszahlen hatte, die so sprunghaft um rund 5.000 auf 23.486 stiegen.