Die 1910er Jahre Die ersten Immobilien der Handwerkskammer

Mit Gründung der Handwerkskammer wurde eine angemietete Geschäftsstelle in der Schloßstraße 38 betrieben, die bereits 1903 in den damaligen Kaiser-Wilhelm-Ring 36 (heute Friedrich-Ebert-Ring) wechselte. Damit war die Kammer nur wenige Meter vom heutigen Standort mit der Hausnummer 33 entfernt zur Miete einquartiert. Der hintere Teil des Rings Richtung Rhein war zu dieser Zeit noch nicht bebaut, was in der näheren Zukunft noch eine Rolle spielen sollte.

Die 1910er Jahre
Landeshauptarchiv Koblenz.
Foto des Handwerker-Erholungsheims in der Moselgemeinde Traben-Trarbach, 1913

Denn schon bald wurde der Wunsch des organisierten Handwerks nach eigenen Immobilien weg von der Miete geäußert. Als dann Bauplätze im Kaiser-Wilhelm-Ring und in der benachbarten Rizzastraße angeboten wurden, stand die Entscheidung der HwK-Vollversammlung fest: es werden eigene Immobilien geplant und auf HwK-Grundstücken errichtet.

Bis 1910 war der erste Bau in der Rizzastraße bezogen. Im Untergeschoss boten Büroräume und ein Sitzungssaal Platz für das Kammerleben, in den zwei Ebenen darüber wurden Wohnräume eingerichtet, unter anderem für hauptamtliche Mitarbeiter. Quasi über den Hof dieses ersten Kammergebäudes sollte ein weiteres entstehen – die heutige Zentrale im Friedrich-Ebert-Ring.

Doch parallel zur Baumaßnahme Rizzastraße gab es ein weiteres, durchaus prestigeträchtiges wie ehrgeiziges Immobilienprojekt. In Traben-Trarbach an der Mosel sollte in einem Seitental am Kautenbach ein Handwerker-Erholungsheim entstehen. Dafür gründeten elf Handwerkskammern unter Vorsitz des zweiten Koblenzer Kammerpräsidenten Bäckermeister Heinrich Müller den „Verein Handwerker-Erholungsheim e.V.“. 1913 wurde das Heim in wunderschöner, ruhiger Landschaft mit seinen 43 Zimmern und insgesamt 50 Betten eröffnet. Doch allzulange hatte das Handwerk keine Freude an seiner Immobilie, die in zwei Weltkriegen auch Lazarett war und nach Kriegsende 1945 von den Alliierten genutzt wurde. Teil der Geschichte dieses Objekts ist es auch, dass mit dem Aufbau deutscher NATO-Fernmeldetruppen die ehemalige Handwerksliegenschaft als „Wildstein-Kaserne“ umgenutzt wurde. Da oberirdisch und im Kriegsfall ungeschützt, wurde für diese Spezialeinheit ein Bunker in Traben-Trarbach gebaut und 1979 an die Bundeswehr übergeben. 2019 machte diese inzwischen an einen holländischen IT-Betreiber verkaufte Anlage weltweit als Cyber-Bunker der Darknet-Szene Schlagzeilen. Eine Liegenschaft und ihre wechselhafte Geschichte, auf die das Handwerk ab der NS-Zeit keinen Einfluss mehr hatte.

Und auch das erste kammereigene Gebäude in der Rizzastraße blieb vom Krieg nicht verschont. Durch Bombentreffer wurde nicht nur das Haus zerstört, sondern auch die darin eingelagerte Handwerksrolle. Damit ging ein wichtiger Teil Kammer- und Handwerksgeschichte verloren. Immerhin: das Haus wurde an gleicher Stelle später neu errichtet und wird durch die HwK noch immer genutzt.

Insgesamt verfügt die Handwerkskammer Koblenz heute in Koblenz, Bad Kreuznach, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Cochem, Herrstein, Rheinbrohl, Simmern und Wissen über 15 Objekte für Aus- und Weiterbildung, Qualifizierung und Schulung, Beratung und Verwaltung.